Raja Yoga und Hatha Yoga

Raja Yoga bezieht sich im Allgemeinen auf das königliche oder höhere Yoga der Meditation. Obwohl der Begriff in den Yoga-Sutras nicht speziell erwähnt wird, wurde die Yoga-Sutra-Tradition im Laufe der Zeit allgemein als Raja Yoga bezeichnet. Raja Yoga ist ein alter Begriff aus den Werken von Adi Shankara. Es zielt direkt auf eine Bewusstseinsveränderung ab und bezieht sich auf die Kontrolle des Geistes und die Kultivierung von Samadhi, dem Zustand des einheitlichen Bewusstseins.

Hatha Yoga als Begriff wird auch schon bei Shankara erwähnt, obwohl seine Bestandteile wie Pranayama und seine Untersuchung des feinstofflichen Energiekörpers so alt sind wie die Veden. Es wird hauptsächlich durch shaivitische Texte wie Hatha Yoga Pradipika oder Shiva Samhita und die Lehren der großen Nath Yogis wie Gorakhnath studiert, die vor über tausend Jahren lebten. Hatha Yoga bringt Asana als erste der drei Komponenten mit ein, arbeitet mit Prana als zweite Komponente und Raja Yoga oder Nicht-Dualität als dritte, daher wird Hatha Yoga oft als Vorbereitung auf Raja Yoga angesehen.

Asana als Körperhaltung ist eines der äußeren Glieder der Yoga Sutras, des Raja Yoga und der Hatha Yoga Traditionen insgesamt. Manche Leute bezeichnen moderne Asana-basierte Yoga-Praktiken als Hatha Yoga, weil Asanas in Hatha-Yoga-Texten ausführlicher erwähnt werden. Dies ist falsch, denn Hatha Yoga beinhaltet auch Pranayama, Kundalini Yoga sowie die Entwicklung von Samadhi. Es ist nicht auf Asana zentriert, sondern auf Prana.

Arten von Raja Yoga

Es gibt verschiedene Arten von traditionellem Raja Yoga. Patanjali Yoga Sutras ist eine, aber es gibt auch Vasishta Samhita und Yogi Yajnavalkya, welches alte Texte in der älteren Hiranyagarbha Yoga Tradition sind, zu der Patanjali ebenfalls gehört. Als eines der wichtigsten Texte des Raja Yoga kann die Bhagavad Gita von Shri Krishna bezeichnet werden, welches inneres Bewusstsein und Unterscheidungsvermögen sowie Hingabe betont. Es geht also nicht hauptsächlich um Asana- oder Hatha-Yoga-Techniken, obwohl sie auch diese Faktoren erwähnen.

Wir müssen den advaitischen oder nicht-dualistischen Raja Yoga betonen, wie in den Werken von Adi Shankara wie Aparokshanubhuti, in denen Asana als Ruhen im Höchsten Brahman definiert wird. Dies ist nicht einfach eine körperliche Haltung, sondern ein stetiger Zustand höheren Bewusstseins. Raja Yoga und Jnana Yoga oder der Yoga der Erkenntnis überschneiden sich in vielerlei Hinsicht und können nicht immer getrennt werden. In den Yoga-Sutras wird der Zustand von Kaivalya oder der natürliche Zustand des Selbst (Purusha) durch Wissen (viveka-khyati) erreicht.

Bhakti Yoga oder Hingabe kann auch einen direkten Yoga oder Raja Yoga umfassen, wie in Ishvara Pranidhana, die Hingabe an das Göttliche Selbst im Inneren als Hauptfaktor, was in den Yoga Sutras aber auch im Vedanta betont wird.

Das ultimative Ziel des Yoga ist die Selbstverwirklichung, ob Patanjali oder Shankara, die eine radikale Verschiebung unseres Bewusstseins von seiner Identifikation mit Körper und Geist zu seinem natürlichen Zustand reinen Bewusstseins abzielt.

Alles Yoga ist letztendlich Raja Yoga, da Raja Yoga die äußeren Aspekte des Yoga zu seinen vorbereitenden Faktoren zählt, was ihm insgesamt einen ganzheitlichen Ansatz bietet. In ähnlicher Weise umfasst Jnana Yoga auch Hatha Yoga und Karma Yoga als Teil seiner vorbereitenden Praktiken.

Die Reinigung von Körper, Prana und Geist ist ein integraler Bestandteil aller Yogawege, da wir Menschen viele karmische Tendenzen und Prana-Blockaden haben, die zuerst beseitigt werden müssen, damit der Geist die Subtilität hat, das reine Bewusstsein zu reflektieren. Ohne diese vorbereitende Reinigung, insbesondere für moderne Yogapraktizierende, die körperliche Giftstoffe und emotionale Störungen haben können, kann es schwer werden die innere Gelassenheit und Unterscheidungskraft zu entwickeln, die jedoch notwendig ist, um sich der inneren Natur jenseits des Verstandes zu nähern.

Diese Reinigungspraktiken beginnen mit den Yamas und Niyamas sowie ähnliche dharmische Werte in unserem täglichen Leben. Yoga hat viele Ebenen und Praktiken. Diese basieren auf dem Zustand und der Begabung des Individuums, was wir aufgrund unseres Grades an Beherrschung von Körper und Geist erreichen können. Es gibt individuelle Unterschiede von Doshas, ​​Gunas und Karmas, die sorgfältig berücksichtigt werden müssen. Die höheren Yogas wie Raja Yoga können nicht verstanden werden, wenn wir nicht die Rajas- und Tamas-Gunaeinflüsse, die Arroganz und Trägheit aus unserem eigenen Geist harmonisieren. Doch ohne in den Inneren Yoga von Samadhi und Raja Yoga einzutreten, können wir Purusha/Buddha-Natur in uns als unsere wahre Selbstnatur nicht erkennen.

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